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Chipfabrik als Dresdner Joint Venture
12.09.2023

Chipfabrik als Dresdner Joint Venture

Gemeinsam mit seinen Partnerfirmen Infineon, Bosch und NXP baut der Chip-Riese TSMC aus Taiwan in Dresden ein neues Halbleiterwerk. Geplant ist ein Investitionsvolumen von mehr als 10 Mrd. Euro, wobei die genaue Höhe von der staatlichen Förderung abhängt. 3,5 Mrd. Euro bringen die Taiwanesen an Eigenkapital ein, von Infineon sollen ca. 500 Mio. Euro kommen. Die drei Part­ner sollen Minderheitsanteile in Höhe von 10 % erhalten.
 

Pläne für 2000 neue Jobs

In ihrem „Chips-Act“ hat die EU explizit die Förderung der Halbleiterherstellung in Europa vorgesehen. Insofern ist es wahrscheinlich, dass die geplanten Zu­schüsse von der EU genehmigt werden. Von deren Höhe macht Deutschland nämlich die genaue Höhe der eigenen Subventionen abhängig – im Gespräch sind derzeit bis zu 5 Mrd. Euro.

Insofern erstaunt es auch nicht, wenn TSMC-Vorstandsvorsitzen­der C. C. Wei Europa als einen für Innovationen im Halbleitersektor sehr attraktiven Standort bezeichnet. Für das entstehende Chipwerk ist eine Produktionskapazität von 40.000 sogenannten Wafern pro Monat geplant, wobei der Fokus auf die Automobilindustrie als Abnehmer gerichtet wird.

Obwohl diese zurzeit nur ca. 7 % der weltweiten Chipproduktion abnimmt, ist sie für die Investoren ein attraktiver Markt, da sich der Anteil an Halbleitern aufgrund des raschen Wachstums der Nachfrage an Elektroautos mehr als verdoppeln soll (ca. 16 %). Mit der neuen Fabrik sollen etwa 2000 neue Arbeitsplätze entstehen, von denen 10 % mit Taiwanesen besetzt werden sollen. Der Baubeginn ist für das zweite Halbjahr 2024 projektiert, mit der Produktion soll 2027 begonnen werden.             

Nutzen für Autoindustrie überschaubar

Zwar begrüßte ein Vertreter des Verbands der Automobilindustrie (VDA) den geplanten Bau der Halbleiterfabrik, dämpfte andererseits aber allzu hochflie­gende Erwartungen. Die Nachfrage nach Halbleitern in der Autoindustrie werde sich sehr wahrscheinlich bis 2030 verdreifachen, sodass die Autobran­che zu einem der drei bedeutendsten Abnehmer von Halbleitern werde. Für ein Hochfahren der Elektromobilität sei ein weiterer Kapazitätsaufbau also dringend geboten.   

Auf der anderen Seite würden die in dem geplanten Werk produzierten Halbleiter nicht dem mehrheitlich von der Automobilindustrie nachgefragten Typ entsprechen – gebraucht würden Halbleiter mit einer Knotengröße von mindestens 90 Nanometer. Für die sei das Werk der Taiwanesen aber nicht ausgelegt.  

Sachsen als attraktiver Technologiestandort

In der Politik ist die Resonanz auf das neue Werk einhellig positiv. So bewertete Bundeskanzler Olaf Scholz die Pläne als wichtigen Beitrag auf dem Weg in ein technologisch zukunftsfähiges Deutschland. Damit sei ein entscheidender Schritt getan für einen attraktiven Halbleiterstandort Deutschland. Wirt­schaftsminister Robert Habeck betonte die Bedeutung solcher Entscheidun­gen im Hinblick auf eine größere Unabhängigkeit Deutschlands und Europas von anderen Kontinenten.   

Wenig überraschend ist der Kommentar Michael Kretschmers (CDU), des sächsischen Ministerpräsidenten, der die Initiative von TSMC und ihrer Partner in der Landeshauptstadt ebenfalls begrüßte und als Erfolg einer gelungenen Standortpolitik wertete. Der geplante Bau des taiwanesischen Chipherstellers und seiner europäischen Partner sei nach der Ansiedlung von Infineon in Dresden ein bedeutender Schritt und zugleich ein Beweis für eine größere Souveränität Europas im Standortwettbewerb.

Bis zu 20 Mrd. Euro vom Bund für mehr Unabhängigkeit

Aber nicht nur Sachsen wird mit Großinvestitionen bedacht – erst kürzlich waren die Würfel zugunsten einer Ansiedlung des US-amerikanischen Konzerns Intel in Magdeburg gefallen, wobei die staatlichen Zuschüsse rund 10 Mrd. Euro betragen sollen. Insgesamt hat der Bund Subventionen in Höhe von bis zu 20 Mrd. angekündigt, um Intel, Infineon und andere Unternehmen der Halbleiterbranche für den Standort Deutschland zu erwärmen. Und noch zwei andere US-Konzerne tragen sich mit dem Gedanken, in Deutschland zu inves­tieren: So plant Vishay den Bau einer Chipfabrik in Itzehoe, während Wolf­speed im Saarland investieren will.

Schließlich baut Bosch seine Halbleiterfertigung in den bereits bestehenden Werken Reutlingen und Dresden bis 2026 für 3 Mrd. Euro aus. Zum einen soll dadurch die Unabhängigkeit von den USA und Asien gestärkt werden. Zum anderen soll aus Sicht der Unternehmen mit den Investitionen die Sicherheit bezüglich der Lieferketten gewährleistet werden.

Für den Großinvestor TSMC spielt die Unabhängigkeit ebenfalls eine wichtige Rolle: Aufgrund einer möglicherweise drohenden Eskalation im Streit mit China um die „abtrünnige Provinz Taiwan“ entspringt die Initiative einem Bedürfnis nach Liefersicherheit, da ein überwiegender Teil der heute produzierten Chips neben Taiwan aus China, Japan und Südkorea stammt. TSMC investiert deshalb auch in Japan und den USA.  

Weitere Investitionen in Europa geplant

Ein weiteres Investment in Europa ist derzeit in Südkorea im Gespräch: Nach dem Besuch des Bundeskanzlers in Seoul prüft Samsung den Bau eines Werks. Und auch Global Foundries, ein Wettbewerber von TSMC, erwägt derzeit die Errichtung eines Werks in Deutschland. Daneben investiert das Unternehmen gemeinsam mit STMirco, einem Konzern in französischer und italienischer Hand, in eine Fabrik im Südosten von Frankreich. Sowohl hierbei als auch bei einem für Sizilien geplanten Produktionsstandort übernimmt der Staat jeweils fast die Hälfte der Kosten.


Quelle: manager-magazin.de, 08.08.2023
Bild: Michael Schwarzenberger auf Pixabay